Intro der Woche: „Die Zwei“ (1971)

Splitscreen und Sportwagen, Playboys und Strandschönheiten in knappen Bikinis. Willkommen in den Siebzigern, dem Jahrzehnt des unbeschwerten Hedonismus, dem dieser Vorspann leichtfüßig frönt. Alles wird jedoch überstrahlt von der großartigen Musik des Bond-Komponisten John Barry.

Eine Ode.

Mitte der Neunziger war ich zu Besuch bei einer Bekannten in Bonn, wir waren – es waren die Neunziger – zum Cocktail-Abend verabredet. Und während sie sich aufhĂĽbschte, legte ich – es waren die Neunziger – eine CD ein. Lisa Stanfields „In All the Right Places“. Ich hatte Absichten. Es waren die Neunziger.

Madame schwebte also die Treppe herab, stutzte kurz und fragte verwundert: „James Bond?“ Ich: „Nein.“ Sie: „Klingt aber so.“ Also nahm ich mir, während sie sich weiter ihrem aufwendigen Neunziger-Jahre-Styling widmete, das CD-Cover vor und sah, wer den Song komponiert hatte: John Barry.

Macht’s klick? John Barry (1933-2011) war der musikalische Mastermind hinter James Bond, von ihm stammen elf der Soundtracks, unter anderem zu „On Her Majesty’s Secret Service“; vor allem aber ist er Arrangeur des James Bond Themes. Als wĂĽrde das an Lebensleistung noch nicht reichen, hat er auch noch fĂĽr ein paar Dutzend andere Filme den Soundtrack beigesteuert, „Out of Africa“ zum Beispiel, wofĂĽr es eine Oscar-Nominierung gab. Hörst du es, kennst du es. Genau so komponierte er die Musik fĂĽr „Wer mit dem Wolf tanzt“, fĂĽr Francis Ford Coppolas unterschätztes Meisterwerk „Cotton Club“ oder „Ein unmoralisches Angebot“, woraus oben erwähntes „In All the Right Places“ stammt. Charakteristisch fĂĽr John Barrys Werke sind die Jazzharmonien, sonore Bläsersätze und ein Tempo, das immer wieder innehält und durchatmet. Musik zum Schwelgen und Dahinschmelzen!

So, und nun also „The Persuaders!“, wie „Die Zwei“ im Original hieĂźen. Die Serie mit Tony Curtis und Roger Moore galt damals als absolute Spitze der Lustischkeit, wofĂĽr in der deutschen HumorwĂĽste der Siebziger Jahre ein paar schnoddrige SprĂĽche schon völlig ausreichend waren. Wir hatten ja nichts damals, noch nicht mal Gags. John Barrys Musik ist eh ĂĽber jeden Zweifel erhaben, drumherum strickten die Serienproduzenten ein hĂĽbsches, kleines Filmchen, das im Seventie’s Style Biografien und Leben der beiden Protagonisten skizziert, des Ă–lmagnaten Danny Wilde und seines Counterparts Lord Brett Sinclair. Das Intro erzählt die Backstory. Das ist cool gemacht, das kann man sich gut anschauen. Und ich verstehe gar nicht, wieso diese Optik so selten zitiert wird. Wir kleinen Bengel standen damals drauf. Trotz Skaileder und Nylonhemden waren es glĂĽckliche, herrlich unbeschwerte Zeiten, die mit diesen Bildern wieder aufleben. Schade eigentlich, dass ich damals erst fĂĽnf war. ?

P.S.: So sorglos und unbeschwert, wie es schien, war allerdings auch die Produktion der Serie nicht. Sie wurde nicht etwa eingestellt, weil Roger Moore zum Bond-Darsteller aufstieg, sondern weil sich nicht mal die BBC ein derartiges Jet-Set-Leben an der CĂ´te d’Azur auf Dauer leisten konnte. Die Dreharbeiten waren zu teuer. So kam das Aus fĂĽr die beiden Playboys, ihr Lebensstil war zu aufwendig geworden und erschien nach der ersten Ă–lkrise auch nicht mehr zeitgemäß. Das Ende der Unschuld war eingeläutet.

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